Trotz des großen Einflusses auf den Projekterfolg hat sich Stakeholdermanagement noch nicht als selbstverständlicher Bestandteil des Projektmanagements etabliert.
Das Thema Stakeholdermanagement tritt häufig in einem negativen Kontext auf, bspw. wenn Proteste gegen geplante Vorhaben laut werden. Dann ist die Rede von einem schlechten Stakeholdermanagement, die Betroffenen seien nicht genügend informiert und in das Projekt einbezogen worden. Das scheint überraschend zu sein, denn Stakeholderanalyse und -management gehören zu den Basisaufgaben jedes Projektes. Doch wer soll denn überhaupt analysiert und gemanagt werden? Nach ICB 3.0, der Internationalen Kompetenzrichtlinien der IPMA (International Project Management Association) sind Stakeholder Personen oder Personengruppen, die von und an der Durchführung und/oder dem Erfolg des Projektes betroffen (positiv und negativ) bzw. interessiert sind.
Ein Gemeinschaftsprojekt der GPM Fachgruppe Stakeholdermanagement und des Studiengangs Management und Technik der Fachhochschule Westküste stellt nun in einer Studie die Art und den Umfang der Umsetzung von Stakeholdermanagement in deutschen Unternehmen und Projektgruppen vor. Das Studienergebnis könnte pointiert so zusammengefasst werden: Obwohl Stakeholdermanagement von den Studienteilnehmern für den Projekterfolg als sehr relevant eingestuft wird (für ca. 90% der Geschäftsführer, fast 70% der Abteilungsleiter und zwei Drittel der Projektleiter ist es ein wichtiger Bestandteil ihrer Projekte) wird es in der täglichen Projektarbeit eher stiefmütterlich – ad hoc, intuitiv und nebenbei – behandelt. Es ist weder ein Konzept vorhanden noch werden Ressourcen oder Budget für das Stakeholdermanagement bereitgestellt. Es lohnt ein Blick in die einzelnen Studienergebnisse.
Die Vorteile des Stakeholdermanagements sind laut
Studienteilnehmer fordern ein besseres Verständnis der geschäftsrelevanten Belange, ein verbessertes Risikomanagement und mehr Innovationen und Steigerung der geschäftlichen Leistungen durch neue Denkansätze. Dem stehen gegenüber steigende Anforderungen der Stakeholder durch die Einbindung in das Vorhaben, ein überproportionaler Aufwand – finanziell und an Personal – für ein gutes Stakeholdermanagement sowie die Gefahr, dass das Kernfeld der Geschäftstätigkeit aus dem Fokus gerät.
Stakeholdermanagement als fester Bestandteil der Projekte
Trotz dieser Bedenken, gaben 70 % der Beteiligten an, dass das Stakeholdermanagement Bestandteil ihrer Projekte sei. Dieses findet meist (34 %) in Form von regelmäßigen Statusmeetings statt, bzw. über die Einbindung der Stakeholder ins Risikomanagement (29,5 %), ins Umfeldmanagement (27,7 %) und ins Projektmarketing (25,4 %). Zu den konkret durchgeführten Stakeholdermanagement-Aktivitäten zählen die Identifikation der Stakeholder, eine Analyse von Projektunterlagen, die Einschätzung der Stakeholder, eine regelmäßige Kommunikation mit ihnen sowie die Beobachtung des Projektumfelds.
Trotzdem wird lediglich in jedem gut vierten Projekt Stakeholdermanagement nur bei Bedarf angewendet. In über 40 % der Projekte wird es hingegen mehrmalig oder gar regelmäßig durchgeführt.
Die Studie finden Sie auf der Website der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement