ABC Analyse – Projekte richtig priorisieren mit Can Do
Die Definition: Was ist eine ABC-Analyse?
Als ABC-Analyse bezeichnet man eine Methode, die Ihnen hilft zu priorisieren. Sie ordnet eine Menge von vorher festgelegten Objekten in drei Klassen mit unterschiedlicher Bedeutung: Klasse A, B und C.
- A = sehr wichtig
- B = wichtig
- C = weniger wichtig
Alles, was in die A-Klasse fällt, ist von großer Bedeutung. B-Objekte sind weniger wichtig, und C-Objekte können (zunächst) vernachlässigt werden. Die ABC-Analyse kommt immer dann zum Einsatz, wenn Daten klassifiziert und priorisiert werden sollen, um die wichtigsten Objekte zu identifizieren.
In der Betriebswirtschaft wird die ABC-Analyse in verschiedensten Kontexten angewendet. Ein typisches Beispiel wäre die Frage: Welche Produkte, Teile oder Kunden tragen am meisten zum Gesamtumsatz bei – und welche am wenigsten?
Mehr dazu beim Business-Wissen und unter projektmagazin.de.
Hintergrund: Die Erfindung der ABC-Analyse
Die Methode wurde 1951 von H. Ford Dickie, einem Manager bei General Electric, entwickelt. In seinem Artikel „ABC Inventory Analysis Shoots for Dollars, not Pennies“ beschrieb er, wie das Pareto-Prinzip und die Lorenz-Kurve in der Unternehmensführung angewendet werden können.
Zusammenhang mit dem Pareto-Prinzip
Das Pareto-Prinzip (80/20-Regel) besagt, dass:
- 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Aufwands erzielt werden.
- Die restlichen 20 % der Ergebnisse erfordern 80 % des Aufwands.
Die ABC-Analyse setzt dieses Prinzip praktisch um, indem sie die wichtigsten Elemente identifiziert, die den größten Einfluss auf das Ergebnis haben. Mehr zum Pareto-Prinzip finden Sie bei Wikipedia.
Die Lorenz-Kurve in der ABC-Analyse
Die Lorenz-Kurve visualisiert die ungleiche Verteilung von Ressourcen oder Ergebnissen. Sie zeigt beispielsweise, wie ein kleiner Teil der Kunden (Klasse A) einen Großteil des Umsatzes generiert. Unternehmen nutzen diese grafische Darstellung, um strategische Entscheidungen zu treffen. Mehr dazu erfahren Sie im Lexikon der Wirtschaft.
Warum macht man eine ABC-Analyse?
Sie kennen das sicher: In den meisten Unternehmen und Abteilungen gibt es einfach zu viel zu tun. Aufgrund der hohen Komplexität ist oft unklar, welcher Bereich, welche Kategorie oder welche Gruppe von Aufgaben priorisiert werden sollte.
Die ABC-Analyse mit ihren Klassen hilft Ihnen dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie bietet Ihnen eine validierte Entscheidungsgrundlage, auf welchen Bereich oder welche Kategorie Sie Ihre Schwerpunkte setzen sollten (A-Bereich bzw. C-Klasse) und was zunächst unwichtig ist (C-Bereich bzw. C-Klasse / C-Gruppe). Indem Sie Bereiche identifizieren, die weniger zum Gesamterfolg beitragen, unterstützt Sie die ABC-Analyse zudem dabei, unnötigen Aufwand für bestimmte Kategorien zu reduzieren.
Ursprünglich wurde die ABC-Methode für die Materialwirtschaft entwickelt, fand jedoch schnell Anwendung in vielen anderen Bereichen der Unternehmensführung.
Beispiele für Einsatzbereiche:
Priorisierung von Kunden
Eine ABC-Kundenanalyse betrachtet die Kunden eines Unternehmens in Relation zu einem weiteren Parameter, meist Umsatz oder Deckungsbeitrag. Ein A-Kunde gehört beispielsweise zu der Gruppe der Kunden, die den größten Umsatz generieren. Kunden der Kategorie C hingegen tragen am wenigsten zum Gesamtumsatz bei.
Priorisierung von Produkten
Ähnlich wie Kunden können auch Produkte priorisiert und in Klassen eingeteilt werden. Eine ABC-Produktanalyse hilft, die stärksten Produkte anhand weiterer Parameter wie Umsatz, Deckungsbeitrag, Verkaufszahlen oder Drehgeschwindigkeit zu identifizieren. Wenn Sie Ihre A-Produkte und deren Klasse kennen, wissen Sie, in welche Kategorien sich Investitionen besonders lohnen.
Optimierung der Beschaffung
Im Bereich der Beschaffung kann eine ABC-Analyse dazu beitragen, Kostensenkungspotenziale bei Materialien zu erkennen. Grundlage hierfür ist meist der Jahresbedarfswert, der sich aus der Stückzahl und dem Durchschnittseinkaufspreis ergibt.
Optimierung der Logistik
Auch in der Lagerwirtschaft wird die ABC-Analyse eingesetzt, um sogenannte A-, B- und C-Plätze zu identifizieren. Dies erfolgt anhand unterschiedlicher Kriterien wie Zugriffshäufigkeit oder Wert-Mengen-Verhältnis.
Für die Mengensteuerung des Einkaufs kommt häufig die XYZ-Analyse zum Einsatz. Dabei werden Waren basierend auf ihrer Verbrauchsstruktur klassifiziert:
- X-Güter: Konstant verbrauchte Objekte.
- Y-Güter: Güter mit schwankendem Verbrauch.
- Z-Güter: Unregelmäßig verbrauchte Objekte.
Mit dieser Analyse lässt sich ein optimaler Bestellrhythmus für jede Güterklasse bestimmen.
Materialwirtschaft
Die ABC-Analyse wurde ursprünglich in der Materialwirtschaft entwickelt, um Teile, Objekte oder Baugruppen nach ihrem Wert zu klassifizieren. Typische Kriterien sind Herstellungskosten oder jährliches Einkaufsvolumen.
Einsatz im Zeit- und Projektmanagement
Im Zeit- und Projektmanagement hilft die ABC-Analyse, Projekte und Aufgaben nach ihrer Priorität zu klassifizieren. Dabei wird oft mit Schätzwerten gearbeitet, etwa für den Zeitaufwand oder die Bedeutung einzelner Aufgaben für den Unternehmenserfolg.
Im agilen oder hybriden Projektmanagement sollten sowohl die Schätzwerte als auch die Entscheidungen regelmäßig angepasst werden.
Software erleichtert die Priorisierung
KI-gestützte Projektmanagement-Software kann die Priorisierung von Aufgaben und Kunden automatisieren und gleichzeitig dabei helfen, kontinuierliche Veränderungen effizienter zu managen.
Mit professionellen Lösungen für Portfolio-Management, Demand-Management oder Budget-Management wird die Priorisierung noch einfacher und präziser.
Die Anleitung: Wie funktioniert eine ABC-Analyse?
Im Folgenden erklären wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie eine ABC-Analyse durchführen und die einzelnen Klassen definieren. Selbst wenn Sie später eine Software verwenden, ist es hilfreich, die Logik dahinter zu verstehen.
Schritt 1: Ihre Kriterien definieren
Zunächst legen Sie fest, nach welchen Kriterien Sie Ihre Priorisierung vornehmen möchten. Das hängt natürlich davon ab, was Sie mit der ABC-Analyse priorisieren möchten – zum Beispiel Kunden oder Materialien. Folgende Kriterien könnten dafür in Frage kommen:
- Aufwand / Kosten
- Umsatz
- Wert
- Verkaufszahlen
- Deckungsbeitrag
- ROI (Return on Investment)
- Einkaufsvolumen
- Bedarfswert
Diese Beispiele dienen als Orientierung. Selbstverständlich können Sie auch eigene Kriterien definieren. Für eine ABC-Analyse, etwa für Materialien, sollten die Kriterien jedoch möglichst quantifizierbar sein.
Schritt 2: Den jeweiligen Anteil am Gesamtvolumen berechnen
Um eine Vergleichbarkeit zwischen den verschiedenen Elementen (Projekten, Kunden, Produkten, Bauteilen, Materialien, Objekten etc.) zu schaffen, berechnen Sie im nächsten Schritt deren prozentualen Anteil am Gesamtvolumen.
Schritt 3: Die Elemente entsprechend ihres Anteils sortieren
Sortieren Sie anschließend die Elemente oder Objekte in einer Tabelle nach ihrem prozentualen Anteil am Gesamtvolumen. Je höher der Anteil, desto wichtiger ist das Element (z. B. Kunde, Material) – und desto weiter oben sollte es in der Liste stehen.
Schritt 4: Kumulieren der Anteile
Kumulieren bedeutet, die prozentualen Anteile zusammenzufassen. Addieren Sie zum höchsten Anteil beispielsweise den zweithöchsten und den dritthöchsten, bis Sie etwa ein Drittel des Gesamtvolumens erreichen.
Schritt 5: Die kumulierten Werte in Klassen einordnen
Teilen Sie die kumulierten Werte nun in drei Klassen (A, B und C) ein. Zur A-Klasse gehören die Elemente mit dem höchsten Anteil (z. B. A-Kunden, A-Materialien). Die B- und C-Klassen bestehen aus Elementen mit niedrigeren Anteilen.
Schritt 6: Die Ergebnisse grafisch darstellen
Um die Ergebnisse Ihrer ABC-Analyse besser nachvollziehbar zu machen, können Sie sie in Form einer Lorenzkurve grafisch visualisieren. Die steilere Kurve im A-Bereich zeigt dabei die stärkere Wirkung der Elemente mit dem größten Anteil (z. B. am Gesamtumsatz).
Mit einer solchen Darstellung wird deutlich, welche Kunden oder Materialien den größten Einfluss auf das Ergebnis haben.
Stärken & Schwächen der ABC-Analyse
Stärken der ABC-Analyse
Mit der ABC-Analyse können Sie:
- die Komplexität großer Datenmengen reduzieren,
- Prioritäten übersichtlich darstellen,
- zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden, auch auf Basis von Kosten,
- flexibel in unterschiedlichen Bereichen arbeiten.
Schwächen der ABC-Analyse
- Drei Klassen können manchmal zu grob sein. Hier können Sie jedoch bei Bedarf selbst Anpassungen vornehmen.
- Bei Schätzwerten, wie sie im Zeit- und Projektmanagement vorkommen, können ungenaue und wenig belastbare Ergebnisse entstehen.
- Die Priorisierung erfolgt oft auf Basis eines einzigen Kriteriums (z. B. Kosten). Diese Vereinfachung kann die Realität stark reduzieren.
- Es wird nur der Ist-Zustand abgebildet, während zukünftige Potenziale meist nicht berücksichtigt werden.
Zusammenfasung
Die ABC-Analyse ist ein vielseitiges und effektives Instrument, um komplexe Datenmengen zu strukturieren und Prioritäten zu setzen. Dank ihrer einfachen Methode ermöglicht sie es, sowohl operative als auch strategische Entscheidungen schneller und fundierter zu treffen. Sie schafft Klarheit in Situationen, in denen viele Optionen und Einflussfaktoren berücksichtigt werden müssen, indem sie Daten auf die wesentlichen Elemente reduziert.
Einsatzmöglichkeiten und Nutzen
Die ABC-Analyse kann in zahlreichen Bereichen wie Kunden-, Produkt-, Material- oder Zeitmanagement angewendet werden. Sie ist besonders nützlich, wenn Sie:
- den größten Einfluss auf Ergebnisse identifizieren möchten,
- Ihre Ressourcen effizienter einsetzen wollen,
- operative Prozesse optimieren oder vereinfachen möchten.
Ein großer Vorteil der Methode ist ihre Flexibilität: Sie können die Kriterien für die Analyse individuell an Ihre Bedürfnisse anpassen. So lässt sich die Methode auf unterschiedlichste Fragestellungen anwenden – vom Identifizieren wertvoller Kunden bis zur Optimierung von Lagerflächen.
Grenzen und Herausforderungen
Trotz ihrer Stärken hat die ABC-Analyse auch Schwächen:
- Sie basiert häufig auf einem einzigen Kriterium (z. B. Umsatz, Kosten), wodurch wichtige Zusammenhänge oder zukünftige Potenziale unberücksichtigt bleiben können.
- Wenn Schätzwerte als Grundlage dienen, können die Ergebnisse ungenau sein.
- Die Einteilung in nur drei Klassen (A, B, C) kann manchmal zu grob sein, vor allem in komplexeren Situationen.
Daher ist es wichtig, die Analyse kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls um zusätzliche Faktoren oder Anpassungen zu ergänzen.
Warum die ABC-Analyse trotzdem überzeugt
Trotz ihrer Einschränkungen bleibt die ABC-Analyse ein bewährtes Werkzeug, das sich aufgrund seiner Einfachheit schnell in die Praxis umsetzen lässt. Sie ist besonders geeignet, um einen Überblick zu gewinnen und erste Handlungsempfehlungen abzuleiten. In Kombination mit weiteren Analyseverfahren, wie der XYZ-Analyse, können ihre Ergebnisse noch präziser und umfassender gestaltet werden.
Ihr nächster Schritt
Probieren Sie die ABC-Analyse in Ihrem Arbeitsalltag aus! Sie werden feststellen, wie schnell und effizient Sie damit klare Prioritäten setzen können – sei es bei der Planung von Projekten, der Optimierung von Prozessen oder der strategischen Ausrichtung Ihres Unternehmens. Ergänzen Sie die Analyse durch digitale Tools oder KI-gestützte Software, um langfristig Zeit und Ressourcen zu sparen und die Qualität Ihrer Entscheidungen weiter zu steigern.
Abschließend
Die ABC-Analyse eignet sich sowohl für kleine wie auch für große Unternehmen, die datengetriebene Entscheidungen treffen möchten. Sie kann helfen, versteckte Potenziale freizulegen, unwichtige Tätigkeiten zu reduzieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – ein wichtiger Schritt in Richtung Effizienz und Erfolg.