Als ABC-Analyse bezeichnet man eine Methode, die dir dabei hilft zu priorisieren. Sie ordnet eine Menge von vorher festgelegten Objekten in drei Klassen mit unterschiedlicher Bedeutung:
Klasse A, B und C.
Alles, was in den Teil der A-Klasse (A-Gruppe, A-Kategorie) fällt, ist von großer Bedeutung. B-Objekte (B-Klasse, B-Kategorie) sind weniger wichtig, und C-Objekte (C-Klassen) lassen sich (zunächst einmal) vernachlässigen. Die ABC-Analyse kommt immer dann zum Einsatz, wenn Daten klassifiziert und priorisiert werden sollen, um den Teil / die Gruppe der wichtigsten Objekte zu identifizieren.
In der Betriebswirtschaft kommt die ABC-Analyse mit ihren Klassen in unterschiedlichsten Fällen zur Anwendung. Ein typisches Beispiel wäre folgende Frage: Welche Produkte, Teile oder Kunden tragen am meisten zum Gesamtumsatz bei – und welches Produkt, Teil oder welcher Kunde am wenigsten?
Als Erfinder der ABC-Analyse gilt H. Ford Dickie, der damals ein Manager bei General Electric war. Er beschrieb die Methode 1951 zum ersten Mal in seinem Artikel „ABC Inventory Analysis Shoots for Dollars, not Pennies.“
Dabei übertrug er die Erkenntnisse des Pareto-Prinzips (auch als „80/20 Regel“ bekannt) und der Lorenz-Kurve zum ersten Mal in den praktischen Kontext der Unternehmensführung.
Das Pareto-Prinzip besagt, dass sich 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Aufwands erreichen lassen. Für die restlichen 20 % benötigt man demnach 80 % des Aufwands.
Das bereits im Jahr 1906 durch den Italiener Vilfredo Pareto entdeckte Pareto-Prinzip kommt bis heute im Kontext des Projekt- und Zeitmanagements zum Einsatz, um schnelle Resultate bei relativ hoher Qualität (80 %) zu erzielen.
Die Lorenz-Kurve visualisiert grafisch eine ungleichmäßige Verteilung. Dabei veranschaulicht sie das Ausmaß der Ungleichheit und zeigt die relative Konzentration innerhalb der Verteilung.
Ihren Namen hat die Lorenz-Kurve von Ihrem Erfinder Max Otto Lorenz. Der US-amerikanische Statistiker und Ökonom hat die Lorenz-Kurve 1905 im Rahmen eines Aufsatzes zur Einkommensverteilung entwickelt.
Die Logik hinter dieser Visualisierung findet zum Beispiel in der ABC-Analyse bis heute ihre praktische Anwendung.
Du kennst das bestimmt: In den meisten Unternehmen und Abteilungen gibt es einfach viel zu viel zu tun. Bedingt durch die hohe Komplexität weiß man oft aber nicht, welchen Teil, welche Kategorie oder welche Gruppe an Arbeit genau man priorisieren soll.
Die ABC-Analyse mit ihren Klassen hilft dabei, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Sie schenkt Dir eine validierte Entscheidungsgrundlage, auf welchen Teil / welche Kategorie Du Deine Schwerpunkte setzt (A-Bereich bzw. C-Klasse) und was erst einmal unwichtig ist (C-Bereich bzw. C-Klasse / C-Gruppe). Gerade, indem Du diejenigen Bereiche identifizierst, die weniger zum Gesamterfolg beitragen, kann Dir die ABC-Analyse außerdem dabei helfen, unnötigen Aufwand für eine Kategorie zu reduzieren.
Ursprünglich wurde die ABC-Methode für die Materialwirtschaft entwickelt, fand aber schnell Einzug in viele andere Bereiche (und einen großen Teil) der Unternehmensführung.
Eine ABC-Kundenanalyse betrachtet die Kunden eines Unternehmens in Relation zu einem weiteren Parameter. Meist handelt es sich hierbei um Umsatz oder den Deckungsbeitrag. Ein A-Kunde ist dann derjenige, der zum Beispiel zu der Gruppe der Kunden gehört, die den meisten Umsatz generieren. Ein Kunde der Kategorie C ist dann logischerweise jener, der zur Klasse / Gruppe der Kunden gehört, die am wenigsten zum Gesamtumsatz beitragen.
Ähnlich, wie ein Kunde priorisiert wird und sich Kunden in Klassen unterteilen lassen, dient eine ABC-Produktanalyse dazu, den Teil der stärksten Produkte im Sinne eines weiteren Parameters zu identifizieren. Oft betrachtet man dabei den Umsatz, den Deckungsbeitrag, die Drehgeschwindigkeit oder die Verkaufszahlen. Kennt man seine A-Produkte bzw. ihre Klasse / Gruppe, weiß man, wo (in welchem Teil / welcher Kategorie) sich weitere Investitionen wohl am meisten lohnen werden.
Im Bereich der Beschaffung kann eine ABC-Analyse helfen, Kostensenkungspotenziale bei beschafften Materialien zu identifizieren oder identifizieren zu lassen. Dafür wird meist als Grundlage oft der Jahresbedarfswert (Stückzahl x Durchschnittseinkaufspreis) für einzelne Materialien / für ein Teil ermittelt.
In seinem historisch ersten Einsatzbereich klassifiziert die ABC-Analyse Teile / Objekte oder ganze Baugruppen nach ihrem Wert. Auch hier ist man generell recht frei in der Wahl der Kriterien, die diesen Wert ausmachen und damit die Klassen bilden.
Hierzu können zum Beispiel Herstellungs-Kosten für einTeil / ein Objekt genau wie das jährliche Einkaufsvolumen zählen.
Im Zeit- und Projektmanagement hilft dir die ABC-Analyse dabei, Projekte und Aufgaben entsprechend ihrer Priorität zu klassifizieren.
Im Kontext des Projektmanagements beruht die ABC-Analyse oft auf weichen Faktoren, da zunächst einmal Schätzwerte als Grundlage verwendet werden. Das betrifft zum einen den prognostizierten Zeitaufwand für bestimmte Tasks, zum anderen aber auch die Bedeutung für den Unternehmenserfolg, die man einzelnen Aufgaben zuschreibt.
Im Sinne eines agilen Projektmanagements oder eines Hybriden Projektmanagements müssen dann sowohl die prognostizierten Werte als auch die daraus resultierenden Entscheidungen im Laufe des Projekts angepasst werden.
Im Kontext des Zeitmanagements kann KI-gestützte Projektmanagement-Software nicht nur die Priorisierung der Aufgaben und Kunden in Klassen erleichtern, sondern dir auch dabei helfen, die kontinuierlichen Veränderungen leichter zu managen.
Hier existieren nicht nur Software-Lösungen für das Zeitmanagement, sondern auch ausgereifte Lösungen für effektives Portfolio-Management, Demand-Management oder Budget-Management.
Im Folgenden erklären wir dir Schritt für Schritt, wie du eine ABC-Analyse durchführst und die einzelne Klasse definierst. Denn selbst wenn du später eine Software verwendest: Es hilft, die Logik dahinter zu verstehen.
Zunächst legst du fest, nach welchen Kriterien du deine Priorisierung vornehmen willst. Das kommt natürlich ganz darauf an, was genau Du durch die ABC-Analyse priorisieren willst – Bsp.: ein Kunde oder Material. Folgende Kriterien sind zum Beispiel denkbar:
Diese Kriterien sollen nur als Beispiele dienen. Selbstverständlich kannst du hier auch Deine eigenen Kriterien einer Klasse bestimmen. Für eine ABC-Analyse, etwa für Material, sollten sie aber möglichst quantifizierbar sein.
Um eine Vergleichbarkeit zwischen den verschiedenen Elementen (Projekt, Kunde, Produkt, Bauteil, Material, Objekt etc.) herzustellen, musst du im nächsten Schritt ihren prozentualen Anteil am Gesamtvolumen berechnen.
Im nächsten Schritt sortierst du die Elemente / Objekte in einer Tabelle nach ihrem prozentualen Anteil am Gesamtvolumen. Je höher der prozentuale Anteil, desto wichtiger ist das Element (z.B. Kunde, Material) – und desto weiter vorne sollte es auftauchen.
Kumulieren bedeutet anhäufen. Das heißt, dass Du die prozentualen Anteile innerhalb Deiner Tabelle in „Haufen“ zusammenfasst. Zum höchsten prozentualen Anteil addierst Du zum Beispiel noch den zweithöchsten und den dritthöchsten hinzu, bis Du auf ein Drittel des Gesamtvolumens kommst.
Jetzt kannst Du die kumulierten Werte in drei Klassen (A, B und C) einteilen. Zur A-Klasse gehören dann zum Beispiel die drei Elemente mit dem höchsten prozentualen Anteil (Bsp. A Kunde, A Material). B und C bestehen dann entsprechend aus mehr Elementen mit geringerem prozentualem Anteil.
Um die Ergebnisse deiner ABC-Analyse schneller erfassbar zu machen, kannst Du sie in Form eine Lorenzkurve grafisch visualisieren. Durch die steilere Kurve im A-Bereich wird dann die höhere Wirkung der Elemente mit dem größten prozentualen Anteil (z.B. auf den Gesamtumsatz) sichtbar gemacht.
Welche Kunden tragen (Welcher Kunde trägt) am meisten zum Gesamtumsatz bei? Grafische Darstellung einer ABC-Analyse in Form einer klassischen Lorenz-Kurve.
Du kannst damit:
Trotz ihrer einfachen Struktur und Berechnung eignet sich die ABC-Analyse gut, um Daten zu priorisieren und im nächsten Schritt daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Um belastbare Ergebnisse zu bekommen, ist es wichtig, dass man quantifizierbare Daten, etwa die Kosten, als Kriterien heranzieht.
Am besten, Du probierst die ABC-Analyse gleich mal selbst aus – zum Beispiel im eigenen Projektmanagement. Oft musst Du sie auch nicht bis ins letzte Detail durchführen. Manchmal hilft Dir eine grobe Berechnung der Objekte auch dabei, dir einen schnellen Überblick über die Prioritäten (und Kosten) in einer komplexen Situation zu verschaffen.
So kannst du Entscheidungen schneller und sicherer treffen. Behalte aber im Blick, dass oft nicht nur ein Kriterium / ein Objekt erfolgsentscheidend ist und die ABC-Analyse die Komplexität der Realität bewusst vereinfacht.
Die ABC-Analyse kann Dir übrigens auch dabei helfen, eine Management-Entscheidung (z.B. zu Kosten oder bezüglich der Vergabe von Budgets oder Ressourcen) vor deinem Vorgesetzten oder deinem Team schnell und übersichtlich zu begründen.
Wir hoffen, dass wir Deine wichtigsten Fragen zur ABC-Analyse klären konnten. Solltest Du darüber hinaus Fragen haben, zum Beispiel wenn es um Software-Lösungen im Bereich Projekt-Management geht, kannst Du uns auch gerne direkt kontaktieren. Wir freuen uns immer über fachlichen Austausch mit Dir.